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ZKB Kunstpreis 2012, 10'000 Franken für nichts.

Besonders beeindruckt hat die Jury das antiästhetische Vorgehen der Künstlerin und der Einsatz radikal reduzierter Mittel.
Der Stand war leer, kein Kunstwerk, nichts.

ZKB Kunstpreis geht an Annaïk Lou Pitteloud

Die Zürcher Kantonalbank verleiht an der Messe 'Kunst 12 Zürich' bereits zum sechsten Mal den mit 10'000 Franken
dotierten ZKB Kunstpreis für zeitgenössische Kunst. Die diesjährige Auszeichnung erhält die 31-jährige Schweizer
Künstlerin Annaïk Lou Pitteloud. Sie überzeugte die Jury mit einem anti-ästhetischen Vorgehen und dem Einsatz
radikal reduzierter Mittel.

Im Sinne ihres gesetzlichen Leistungsauftrags engagiert sich die Zürcher Kantonalbank für die Interessen der Zürcher
Bevölkerung. Dazu gehört auch die Kunstförderung. Jedes Jahr vergibt die Zürcher Kantonalbank einen Förderpreis in
der Höhe von 10'000 Franken für zeitgenössische junge Kunst.

Acht noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler wurden für den ZKB Kunstpreis nominiert, der anlässlich der Messe
'Kunst 12 Zürich' übergeben wird. Die diesjährige Gewinnerin des ZKB Kunstpreises ist Annaïk Lou Pitteloud, eine 31-jährige
Schweizer Künstlerin aus Lausanne, die in Antwerpen lebt und arbeitet. Sie vermochte die Jury bestehend aus
Prof. Dr. Julia Gelshorn (Universität Hamburg), Mirjam Varadinis (Kuratorin Kunsthaus Zürich) und Rein Wolfs
(künstlerischer Leiter Kunsthalle Fridericianum, Kassel) mit ihrer Arbeit 'Transposition' zu überzeugen.

Annaïk Lou Pittelouds Stand H5 an der 'Kunst 12 Zürich' ist leer. Etwas ratlos beginnt der Besucher nach der Spur
eines Kunstwerks zu suchen. An der rechten Wand stehen in einem Behälter Informationsblätter zur Verfügung, die
weder eine Werkbeschreibung noch Angaben zur Künstlerin enthalten. Stattdessen erkennt man eine Art Zielscheibe,
die verschiedene Ortungsradien von einem Zentrum aus definiert: Das Innere des Kreises (A) wird durch die Legende
als 'private Distanz zum Umarmen, Berühren, Flüstern' ausgewiesen, der nächstgelegene Kreis (B) als eine 'persönliche
Distanz zur Interaktion zwischen Freunden und Familie'. C und D beschreiben weitere Entfernungen bis hin zu einer
öffentlichen Distanz zur Interaktion mit unbekannten Personen.

Erneut geht der Blick zurück in den Raum. Was haben die Ortungskreise mit dem leeren Raum zu tun? Ist das eigentliche
Kunstwerk noch gar nicht installiert? Das Informationsblatt gibt Aufschluss: Die Zielscheibe bezieht sich auf einen Grundriss
des Messegebäudes und ist genau im Stand H5 verortet. Wie in den allgegenwärtigen GPS-Systemen wird uns hier unser
Standort indiziert: You are here.

Pittelouds Vorgehen erinnert in seiner anti-ästhetischen Haltung und der Auflösung eines materiellen Werks in Sprache an
die Konzeptkunst der 70er Jahre. Mit radikal reduzierten Mitteln gelingt es der Künstlerin, den einzelnen Betrachter wörtlich
in den Mittelpunkt zu stellen und ihn so unmittelbar mit aktuellen Fragestellungen zu seiner Position in der Gesellschaft zu
konfrontieren.